Fünf Jahre Beziehung – ein Zwischenfazit

26. September 2016. Tobias und ich sitzen auf dem Deich mit Blick auf die Nordsee, oder eher gesagt auf eine große schlammige Fläche, wo normalerweise die Nordsee anfangen sollte. Es stört mich nicht, denn obwohl wir extra dafür fünf Stunden in den Norden gefahren sind, ist das Meer nicht das Wichtigste in diesem Augenblick, sondern die Person, die neben mir im Gras sitzt. Seit dem Moment, an dem Tobi in seinem lässigen Karo Hemd am Autobahnkreuz Hagen Süd in meinen kleinen schwarzen Twingo gestiegen ist, haben wir nicht aufgehört zu reden. Während dieses einzigartigen ersten Dates meines Lebens wird mir bewusst, dass es vielleicht nur eines von vielen Abenteuer ist, die ich im Laufe des Lebens mit Tobi erleben werden.

11. Oktober 2021. Tobias und ich sitzen an einem abgelegenen Steinstrand im Westen Gran Canarias. Wir blicken auf den Atlantik und am Horizont zeichnet sich schwach die Silhouette von Teneriffa ab. Auf Tobis Schoß zappeln die zwei kleinen Füße von Theo und wir warten ungeduldig darauf, dass die Sonne untergeht. Unbändige Freude steigt in mir hoch, als mir bewusst wird, dass die vergangenen fünf Jahre mit Tobi eine einzige Aneinanderreihung von Abenteuern waren. Es ist die beste Version einer Ehe, die ich mir jemals hätte vorstellen können. Und ohne, dass diese Zeilen hier jetzt ein romantisches Hohelied auf meinen Mann werden sollen (obwohl er das verdient hätte), möchte ich ein Zwischenfazit ziehen und erklären, welche Aspekte unserer Beziehung ich heute besonders feier:

Flexible Aufgabenverteilung.

Schon vor unserer Hochzeit haben wir über die Verteilung von Rollen in unserer bevorstehenden Ehe gesprochen. Welche Verantwortung und Aufgaben sollte ich als Frau und welche Tobi als Mann übernehmen. Schnell war uns klar, dass wir diese Aufteilung nicht fix treffen wollen und können. Überzeugt von der Idee, dass wir alle Aufgaben im Haushalt und darüber hinaus zu gleichen Teilen zwischen uns aufteilen, sind wir in die Ehe gestartet. Der Vorteil an diesem flexiblen Rollenmodell ist für uns, dass wir bei all den Veränderungen der ersten Ehejahre immer wieder die Aufgabenverteilung anpassen konnten.
Zur Zeit gibt es bei uns nicht den einen Hauptverdiener und die Person, die sich um Kids und Haus kümmert. Wir arbeiten beide zu 50% bei Cambio und übernehmen die Care Arbeit von klein Theo zu gleichen Stücken. Die Aufgaben im Haushalt teilen wir unter uns auf: Tobi putzt, Lene kümmert sich um Wäsche und Einkauf, alles was mit Auto zu tun hat ist Tobis Sache… Unregelmäßige To-Dos’s planen wir am Anfang der Woche und schauen, wer wieviel davon übernehmen kann. Es ist ein wöchentliches Austarieren des Workloads (Arbeitszeit) zwischen uns beiden. Klar ist, dass dieses Lebenkonzept viele Absprachen über gewechselte Windeln, Schlafzeiten und Einkaufslisten mit sich bringt und viel gemeinsame Organisation erfordert. Allerdings zeigt dieses regelmäßige Hin- und Herschieben von Workload, wie wichtig es ist, dass wir uns als Partner ergänzen und gegenseitig unterstützen. Ich bin immer wieder glücklich über meinen emanzipierten Mann, der durch seine Verantwortlichkeit zu Hause mich als Mutter freistellt für meine Aufgaben bei Cambio.

Unser Trick für kontinuierliche Kommunikation.

Einmal pro Woche stellen wir uns die Frage: „Wie gehts dir gerade in unserer Ehe?“ Mal bei einem Glas Wein, mal bei einem Spaziergang, mal während des Abendessens, wenn Theo gerade den Mund voll hat. Warum diese Frage so wichtig für unsere Ehe ist? Sie bietet uns eine Möglichkeit, um über unser Zusammenleben ins Gespräch zu kommen. Enttäuschungen anzusprechen oder schöne Momente zu teilen. Ideen zu erzählen und gemeinsam Pläne zu schmieden. Es geht um ehrlichen Austausch und so kurz diese Frage ist, hilft sie mir dennoch jede Woche neu, meine Gefühle und Gedanken auszusprechen. Tobi ist von uns Beiden eindeutig der fähigere Kommunikator und ich durfte in den letzten Jahren so viel von ihm lernen. Er ist derjenige, der mich aus dem Schneckenhaus holt, nachhakt und mich herausfordert über das zu reden, was mich beschäftigt. Dieser wöchentliche Check unserer Ehe-Qualität hilft dabei, uns stetig weiterzuentwickeln und dran zu bleiben an den Themen, die uns beschäftigen.

 

Wöchentliche Date Abende.

Einfach nur Ehepaar sein. Nicht Kollegen. Nicht Eltern. Nicht Missionare. Diese Auszeit gönnen wir uns einmal in der Woche exklusiv in unserer Date-Night. Verglichen mit anderen Paaren, verbringen wir sicherlich quantitativ gesehen viel Zeit miteinander. Auf der Arbeit, bei gemeinsamen Essen, mit Freunden und in den Gemeinden. Wir beobachten aber immer wieder, dass es umso wichtiger ist, sich diesen regelmäßigen Rahmen zu stecken, in dem wir den Fokus auf uns richten und uns als Paar eine besondere Zeit gestalten. Wie das konkret aussieht hängt von der Woche ab, dem Wetter und unserem Energielevel. Aber die Grundregel ist, dass wir uns Zeit als Paar gönnen und eben das tun, was uns gut tut. Ob wir uns aufbrezeln und einen Cocktail trinken oder am Ende auf dem Sofa versacken mit Popcorn und einem Film, diese Exklusivität ist eine besondere Zeit für uns.

Gottes Bild von Mann und Frau

In der vergangenen Woche haben Tobi und ich bei Cambio zusammen eine Einheit über die Rollenbilder von Mann und Frau in der Bibel gestaltet. Alles bezogen auf die Frage, ob die Bibel ein traditionelles Rollenverständnis befürwortet oder nicht. Nach dem Motto, der Mann ist stark und macht die körperliche Arbeit und die Frau kümmert sich dienend um den Haushalt und die Erziehung. Unser Fazit: Die Bibel gibt keine keine pauschale Aussage darüber, was echt männlich und echt weiblich ist. Stattdessen bricht sie jegliche Klischees auf und beschreibt einige Männer als Poeten, Träumer und Philosophen. Frauen treten in der Bibel trotz einer streng patriachalischen Kultur schon als Unternehmerinnen, Kriegerinnen und Visionärinnen auf.
Die klassischen Rollenbilder von Mann und Frau bricht die Bibel auf und schafft Platz für ein flexibles und visionäres Verständnis von Partnerschaft. Mann und Frau sollen sich ergänzen in ihren Gaben und in ihren Aufgaben.

„Es ist nicht Gottes Wille, dass Männer und Frauen in eine Schublade gesteckt werden. Er hat jeden Menschen mit männlichen und weiblichen Eigenschaften geschaffen, weil Gott selbst diese Eigenschaften in sich vereint.“

Es geht nicht darum, was typisch Frau und typisch Mann ist. Nicht darum, den Rollenbildern zu entsprechen, die uns von Gesellschaft, Gemeinden und sozialen Medien zugeschrieben werden. Ich meine, die Rollenverteilung in einer Beziehung sollte dadurch entstehen, dass wir Erwartungen abgleichen und eine flexible Lösung finden, die nicht konservativ, traditionell, emanzipiert oder modern ist, sondern individuell. So dass jedes Paar selbst ihre Rolle als Frau und Mann definiert und sich damit beide Partner wohlfühlen.

 
 
 
 
Und jetzt noch ein Paar Einlicke in das letzte gemeinsame Abenteuer:

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